Die Bestimmung des richtigen Tracks. Eine Anleitung.

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In diesem Artikel zeigen wir, worauf bei der Auswahl des Sektors als Grundlage für den richtigen Track zu achten ist.

Diese Einordnung ist oft nicht eindeutig und kann Fragen aufwerfen, weshalb wir hier die zentralen Triggerfragen besprechen, die die unterschiedlichen Tracks auslösen. Jeder Track stellt quasi eine Version des B Impact Assessments dar, die jeweils unterschiedliche Fragen und eine variierende Punktegewichtung beinhalten.

Wir behandeln folgende drei Kernfragen:

  • Warum ist die Einordnung in den richtigen Sektor als Grundlage für den Track überhaupt wichtig?
  • Welches sind die zentralen Triggerfragen zur Bestimmung des richtigen Sektors?
  • Was mache ich, wenn ich aus Versehen auf dem falschen Track gelandet bin?

Alle Grafiken dieses Artikels sind zudem gesammelt hier einzusehen.

Einleitung

Es gibt viele verschiedene Versionen des B Impact Assessments (BIA) ist, die im Wesentlichen durch drei Faktoren bestimmt werden:

  • Größe des Unternehmens (“Size”) – bestimmt durch die Anzahl der Mitarbeitenden auf Basis auf Vollzeitäquivalent
  • Sektor/Branche (“Sector”), in welchem das Unternehmen operiert
  • Markt (“Market”) – bestimmt durch den Standort des Unternehmens, wo die meisten Mitarbeitenden angestellt sind

Diese Faktoren werden gleich zu Beginn, bei der Registrierung für das BIA, abgefragt und führen zu der Auswahl des sogenannten “Tracks” für das Unternehmen. Dieser wiederum bestimmt die Auswahl der Fragen, die ein Unternehmen im Rahmen des BIAs beantwortet. Es ist daher wichtig diese Einordnung von Anfang an korrekt vorzunehmen, um eine potentielle, nachträgliche Änderung des Tracks zu vermeiden, die in der Regel zu Veränderungen im Fragenkatalog und zu Mehraufwand führt. Die Auswahl des richtigen Sektors ist hierbei besonders wichtig.

Bevor wir starten, wollen wir zunächst den Kontext schaffen.

Warum ist die Einordnung in den richtigen Sektor relevant?

Die Einordnung in den richtigen Sektor ist deshalb so wichtig, weil dieser die Auswahl und Gewichtung der Fragen bestimmt. Diese reflektiert die Interessen der verschiedenen Stakeholdergruppen, die je nach Sektor und Branche unterschiedlich sind. So wird beispielsweise ein kleines Beratungsunternehmen mit einem Büro weniger Fragen zur Lieferkette oder zu seinen Umweltauswirkungen beantworten müssen als ein großes produzierendes Unternehmen, für welches es wichtiger ist, die Details der Lieferkette zu kennen oder Aspekte im Bereich Arbeitssicherheit zu untersuchen. Grundsätzlich gilt: Je komplexer der Sektor, in dem das Unternehmen tätig ist, desto mehr Fragen werden im BIA gestellt und desto geringer werden Fragen (zwangsläufig) gewichtet.

Welches sind die zentralen Triggerfragen zur Bestimmung des richtigen Sektors?

Die erste grundlegende Frage lautet: „Womit macht das Unternehmen seinen Umsatz, durch den Verkauf einer Dienstleistung oder eines physischen Produkts?” Wenn die Antwort lautet “Beides”, dann ist entscheidend, ob mehr als 10% aus dem Verkauf eines physischen Produkts umgesetzt werden. Wenn ja, dann lautet die Antwort “Physisches Produkt”. Diese Unterscheidung hilft bei der späteren Einordnung.

Beispiel: Ein Friseur (Dienstleistung) verkauft in Geschäft auch Haarpflegeprodukte, die 20 % des Umsatzes ausmachen. In diesem Fall ist die Auswahl “Physisches Produkt” korrekt.

Andererseits, wenn ein Dienstleistungsunternehmen Einnahmen aus dem Verkauf physischer Produkte hat, diese aber nicht 10% des Umsatzes übersteigen, dann bleibt es bei der Auswahl “Dienstleistung”.

Dienstleistung vs. Physisches Produkt

Bleiben wir beim Fall der Dienstleistung. Hier lautet dann die nächste Frage „Benötigt das Unternehmen für die Erbringung der Dienstleistung einen physischen Raum oder eine bestimmte Ausrüstung, um diese Dienstleistung zu erbringen?” Wenn die Antwort “Ja” ist, dann lautet der richtige Sektor “Services with significant environmental impact”. Wenn die Antwort “Nein” ist, dann lautet der richtige Sektor “Services with minor environmental impact”

Achtung! Büroräume sind von der Betrachtung ausgenommen.

Beispiel: Wenn ein Friseur einen Salon benötigt, um seine Dienstleistung zu erbringen, ist dieser im Sektor „Dienstleistung mit einer erheblichen Umweltauswirkung“. Eine Beratungs- oder Marketingfirma hingegen, die außer ihrem Büro keinen physischen Raum benötigt, ist auf dem Sektor „Dienstleistung mit geringer Umweltauswirkung“.

Physisches Produkt

Zurück zum “Physischen Produkt”: Wenn also 10 % oder mehr der Einnahmen eines Unternehmens aus dem Verkauf physischer Produkten stammen, stellt sich anschließend die Frage: „Trägt das Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt Verantwortung für die Produkte oder die Produktion (ganz oder zum Teil)?“. Anders gesagt, produziert das Unternehmen Produkte in eigenen Anlagen mithilfe von angestellten Mitarbeitenden?

Bei “Ja” folgt der Entscheidungsbaum 1, bei “Nein” der Entscheidungsbaum 2.

 

Beispiele:

Bei einem Geschäft, welches Waren einkauft, um sie dann weiterzuverkaufen, lautet die Antwort „Ja“ (-> Entscheidungsbaum 1).

Bei einer Online-Plattform, welche die Produkte über einen Dropshipping-Mechanismus verkauft (bei dem das Unternehmen die Produkte, die es verkauft, nicht selbst einkauft, wie z. B. Ebay oder Etsy) und damit zu keinem Zeitpunkt Eigentümerin der Produkte ist, lautet die Antwort dagegen „Nein“ (-> Entscheidungsbaum 2).

Entscheidungsbaum 1 (s. Abb. unten)

Wenn ein Unternehmen weniger als 10% der verkauften Produkte selbst herstellt, dann lautet die Antwort “Nein” und der richtige Sektor ist “Wholesale/Retail”.

Wenn dagegen ein Unternehmen mehr als 10% der verkauften Produkte selbst herstellt, dann lautet die Antwort “Ja” und es folgt eine weitere Triggerfrage: “Stammen Teile des verarbeiteten Materials aus pflanzenbasierter Landwirtschaft?” Ist die Antwort “Nein”, lautet der richtige Sektor “Manufacturing”.

Lautet die Antwort auf diese Frage hingegen „Ja“, ist die nächste Triggerfrage ob “mehr als 10% des verarbeiteten Materials aus firmeneigenen Plantagen bzw. Feldern stammt?”. Bei “Ja”, ist der richtige Sektor “Agriculture/Growers”.

Achtung! Wenn das nicht der Fall ist, das Unternehmen aber für über 50% der Ausgaben für Lieferanten/Erzeuger:innen aus der Landwirtschaft aufkommt, dann ist der richtige Sektor für das Unternehmen dennoch “Agriculture/Growers”.

Betragen die Ausgaben für Lieferanten/Erzeuger:innen aus der Landwirtschaft weniger als 50%, ist der richtige Track “Manufacturing”.

Achtung! Bei der 50%-Grenze werden Ausgaben für Marketing, Gehälter und Miete für Büroräume nicht berücksichtigt.

Entscheidungsbaum 2

Wir erinnern uns, dass bei Online-Plattformen (z.B.), welche zu keinem Zeitpunkt die verkauften Produkte selbst einkauft (wie z. B. Ebay oder Etsy) der Entscheidungsbaum 2 anzuwenden ist.

Hier ist die zentrale Triggerfrage: „Verfügt das Unternehmen über einen physischen Raum (z. B. ein Geschäft oder ein Lager) oder physische Ausrüstung (z.B. Maschinen)?”. Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann ist der richtige Sektor “Services with significant environmental impact”. Beo „Nein“ ist der richtige Sektor “Services with minor environmental impact”.

Werden alle richtig Triggerfragen beantwortet, seid ihr auf dem richtigen Track! Falls ihr die Darstellungen noch einmal gesammelt betrachten wollt, hier geht es zur Präsentation.

Was mache ich, wenn ich aus Versehen auf dem falschen Track gelandet bin?

Das ist kein Problem. Ihr habt die Möglichkeit den Track selbstständig zu ändern. Dafür geht ihr ins Dashboard des BIAs, wo ihr direkt die “Track Details” findet. Dort einfach auf “Update Track” klicken, dann könnten ihr die entsprechenden Anpassungen vornehmen.

Das gilt im Übrigen auch für Unternehmen, die sich rezertifizieren lassen und sich womöglich das Geschäftsmodell oder die Größe verändert hat.

Wir hoffen, der Artikel hat euch geholfen den für euch richtigen Sektor zu bestimmen. Damit seid ihr auf dem richtigen Track und könnt nun mit dem B Impact Assessment loslegen.

Wertschätzung, Empowerment und Investment – Wie ABURY soziale Projekte im Kunsthandwerk weiterdenkt

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ABURY wurde in diesem Jahr von B Lab in der Kategorie Community als “Best for the World” ausgezeichnet. Wir stellen Andrea Bury, CEO ABURY Collection, 5 Fragen dazu und erfahren u.a. mit welchen Maßnahmen soziale Projekte im Bereich des Kunsthandwerks substantiellen Impact generieren können.

Was hat aus Deiner Sicht zu dieser Auszeichnung geführt? Was repräsentiert die hohe Punktzahl in der Kategorie?

Die Idee hinter ABURY ist, KunsthandwerkerInnen vor Ort weiterzubilden und ihnen die Möglichkeiten zu bieten, ein gutes Einkommen mit ihren traditionellen Fähigkeiten zu verdienen. Aber wir gehen noch weiter und re-investieren Teile des Gewinns über die ABURY Foundation wieder in die Community. Damit finanzieren wir zum Beispiel eine Schule für die Kinder sowie ein Alphabetisierungsprogramm für die Frauen. Die Idee dahinter ist, dass es eine Art Profitshare ist und sie sich das Geld verdient haben – und nicht nur Charity. Das heisst, die DNA von ABURY ist die Unterstützung unserer Supply Chain, der Community. So kommt die hohe Punktzahl zustande.

 

Ihr habt in der Kategorie zudem ein Impact Business Model. Kannst Du kurz beschreiben, was dieses bedeutet und ausmacht?

Unser Impact Business Model in dem Bereich Community habe ich oben schon kurz angedeutet. Wir haben zwei Ansätze. Der eine Ansatz liegt im Produkt bzw. in der Produktion und der Wertschöpfung vor Ort. Wir bilden die HandwerkerInnen soweit aus, dass sie qualitativ hochwertige, nachhaltige Produkte für den internationalen Markt produzieren können, die ihnen ein faires Einkommen sichern. Das ist ein Impact. Der zweite Impact liegt in der Rückführung von Teilen des Gewinns, der in Bildungs- und weitere Communityprojekte vor Ort eingesetzt wird.

 

Welchen konkreten Impact habt ihr mit den Maßnahmen in dieser Kategorie erreichen können? Worauf seid ihr besonders stolz?

Wir konnten schon über 100 KunsthandwerkerInnen durch unsere Design- und Qualitätsworkshops weiterbilden und in kontinuierliche Arbeit bringen. Wir haben für Weber in Äthiopien 40 Webstühle finanziert, 200 Frauen haben unser Alphabetisierungsprogramm durchlaufen und noch mehr Kinder unsere Vorschule. Es ist schwierig zu sagen, auf was man besonders stolz ist, denn jedes Projekt ist für sich besonders. Auf eine Sache sind wir aber doch stolz, die alle Projekte länderübergreifend verbindet: Durch die Wertschätzung, die die KunsthandwerkerInnen durch unsere Designer, Mitarbeiter, etc. erfahren, entsteht Stolz bei ihnen und daraus entsteht eigene Aktivität. Wir sind am stolzesten auf die Projekte, die die Menschen, mit denen wir arbeiten, jetzt initiieren, ohne, dass wir es antreiben, sondern, weil sie es selbst wollen und vor allem, weil sie selbst wieder an sich glauben!

 

Ohne was oder wen wäre die Auszeichnung nicht möglich gewesen? 

Die B Corp Zertifizierung untersucht das gesamte Unternehmen. Die Auszeichung wäre ohne unser tolles Team, das sich leidenschaftlich für die Verbesserung vieler Teilbereiche eingesetzt hat, nicht möglich gewesen. Die Zertifizierung war eine Gemeinschaftsleistung. Jede/r wollte, dass wir es schaffen und gut abschneiden und hat so in seinem Bereich das Beste gegeben und tut es noch! Denn das ist ja das Besondere an B Corp – es ist eine Reise auf die man sich begibt.

 

Abschließend, was sind 3 (oder 5 :)) Wörter, die für Dich die B Corp-Bewegung ausmachen?

Werte, Globale Gemeinschaft, Aktivität.

 

 

Über ABURY

ABURY ist ein Fair Trade Lifestyle Label in Berlin. ABURY kombiniert modernes Design mit traditionellem Handwerk, um neue Luxusprodukte zu schaffen und gleichzeitig KunsthandwerkerInnen auf der ganzen Welt zu unterstützen. In enger Zusammenarbeit mit lokalen HandwerkerInnenn entwirft und produziert ABURY hochwertige Taschen, Schuhe und andere Accessoires, die in über 20 Ländern verkauft werden. Alle Produkte sind handgefertigt und werden vor Ort hergestellt. ABURY ist seit 2017 B CORP zertifiziert. 50 % des Gewinns werden über die ABURY Foundation in die lokalen Gemeinschaften reinvestiert.

Mehr Informationen auf www.abury.net

 

 

Über “Best for the World™

Jedes Jahr zeichnet B Lab die leistungsstärksten B Corps aus. “Best for the World” lautet die Auszeichnung für ein B Corp-zertifiziertes Unternehmen, wenn es in einem der fünf Wirkungsbereiche – Gemeinschaft, Kunden, Umwelt, Unternehmensführung und Mitarbeitende – zu den weltweit besten 5 % in ihrer jeweiligen Größengruppe gehören. Diese Unternehmen beweisen, dass sie erfolgreich die drei Säulen der Nachhaltigkeit integriert haben und als “die Besten für die Welt” eine Vorreiterrolle in einer Bewegung einnehmen, die die Transformation der Wirtschaft zu einer einer Stakeholder-orientierten und inklusiven Wirtschaft vorantreibt.

Dieses Interview erschien zuvor auf Karry Schwettmann’s Blog.