ULTRAGLASS – Wie soulbottles den Markt für Glasflaschen verändern will

  • Abfallwirtschaft & Recycling
  • Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Innovation für Impact

Ein Interview mit Katharina Bruns, Impact Managerin bei soulbottles.

Katharina Bruns

Hallo Kathi, was ist die Vision von soulbottles? 

soulbottles sind nachhaltige, wiederbefüllbare Trinkflaschen aus Glas und Edelstahl, die durch ihr schönes Design Menschen motivieren, mehr Leitungswasser zu konsumieren und dabei jede Menge CO2, Plastik und Geld zu sparen. Und mit jeder soulbottle fließt 1 € an unser WASH’n’soul-Projekt in Lusaka, Sambia. Und unsere Vision bei soulbottles? Ich kann sie gerne einmal zitieren: Alle Menschen handeln sozial-ökologisch nachhaltig, ohne den Planeten unnötig zu belasten, und alle Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das Schöne ist, dass wir mit unseren Glasflaschen genau an dieser Vision täglich arbeiten und sie begleitet uns bei allen Entscheidungen, die wir treffen und motiviert uns jeden Tag.

Wie würdest du deine Rolle bei soulbottles beschreiben?

Meine Aufgabe als Impact Managerin besteht darin, den Einfluss unseres Unternehmens auf die Umwelt und die Menschen zu messen, zu analysieren und zu minimieren. Hierbei ist auch die B-Corp-Zertifizierung und die Gemeinwohl-Bilanzierung ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Zusätzlich betreue ich unser WASH’n’soul-Projekt in Sambia.

Welche Meilensteine hast du in deiner Zeit bei soulbottles bereits erreicht? Was macht dich glücklich, wenn du auf deine bisherige Zeit zurückblickst?

Ich bin jetzt seit knapp 5 Jahren ein Teil von soulbottles. Einer meiner ersten Meilensteine war die Durchführung einer Impact-Umfrage.. Wir wollten herausfinden, ob wir mit den soulbottles wirklich Menschen dazu motivieren können, mehr Leitungswasser zu trinken und weniger Plastikflaschen zu verwenden. Wir konnten mit Hilfe der Umfrage belegen, dass Menschen mit soulbottles mehr Leitungswasser trinken und auch in anderen Lebensbereichen nachhaltiger handeln, was uns sehr gefreut hat. Vorher war dies ja vor allem eine Annahme und Vermutung aus eigener Erfahrung und Kund*innenfeedback.

Ein anderes Projekt, auf das ich besonders stolz bin, ist unser WASH’n’soul Projekt. Seit unserer Gründung fließt ein Euro pro verkaufter soulbottle in Trinkwasserprojekte, seit 2021 arbeiten wir zusammen mit Viva con Agua und BORDA sogar an unserem eigenen Projekt. Das Projekt ist besonders, da wir erstmals richtig in der Projektentwicklung involviert sind und so die Möglichkeit hatten, unsere Herzensthemen zusammenzubringen: Zugang zu sauberem Trinkwasser, Abfallmanagementlösungen, Förderung von social entrepreneurs und Klimaschutz. Die vier Komponenten sind alle miteinander verknüpft und tragen zueinander bei.

Was würdest du sagen, unterscheidet soulbottles von anderen Unternehmen? 

Ich glaube, es ist vor allem die intrinsische Motivation, nachhaltig zu sein, die wir alle haben. Nachhaltigkeit ist in unserer DNA verankert  und nicht nur ein daher gesagter Slogan. Wir denken immer daran, wie wir unsere Prozesse und Entscheidungen nachhaltiger gestalten können. Das führt auch dazu, dass wir als Team noch enger zusammenarbeiten und uns auf ein gemeinsames Ziel konzentrieren. Das Gefühl ist echt schön, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo alle mitdenken und es auch normal ist, dass jeder und jede Verantwortung übernimmt und ich als Impact Managerin nicht allein diejenige bin, die schaut, ob wir bei unseren Entscheidungen im Sinne des Wohls aller handeln. Und dass das Unternehmen in 2018 in Verantwortungseigentum gegeben wurde, ich finde das ist tatsächlich das krasseste, was du machen kannst. Man könnte das Unternehmen auch verkaufen und sich gut auszahlen lassen, aber es quasi an die Mitarbeitenden zu geben und die Vision von soulbottles für immer festzuhalten gibt mir und ich denke auch meinen Kolleg*innen Motivation und das Vertrauen, dass die Richtung einbehalten wird und niemand nur persönlich finanziell profitiert.

Kannst du ein Beispiel geben, wo es sich bemerkbar macht, dass jede/r bei soulbottles nach dem Leitbild eurer Vision entscheidet?

Ja klar. Zum Beispiel war ich zu Beginn nicht direkt in die Produktion unserer Stahlflaschen in China involviert. Stattdessen hat sich das Einkaufs- und Business-Development-Team auf die Suche nach einer für uns passenden Produktionsfirma gemacht. Das Team hat zahlreiche Produktionsstätten in China besuchti und sich am Ende bewusst einen vergleichsweise kleinen Familienbetrieb entschieden, in dem noch nicht alles unseren Standards entspricht. Für das Team war die Bereitschaft, sich gemeinsam auf den Weg hin zu einer nachhaltigeren Produktion zu machen ausschlaggebend. So erhoffen wir uns, den größtmöglichen Impact zu haben. Es ist bei weitem noch nicht alles perfekt, so wie vieles ist es ein Prozess und wir gehen Dinge zusammen nach und nach an. Zuerst haben wir die low-hanging fruits umgesetzt, v.a. im Bereich Brandschutz: Brandschutzwege klar erkenntlich machen, Feuerlöscher korrekt installieren, Schulungen der Mitarbeitenden mit unserem Partner sustify. Dann kamen komplexere Themen und wo unsere Expertise nicht mehr ausreichte. Daher haben wir TAOS als Partner an Bord geholt, die sich mit den lokalen Gesetzen und Gegebenheiten in China auskennen. Jetzt bin ich mittlerweile zusammen mit meinem Kollegen Julian aus dem Einkauf stark in das Projekt involviert. e, Ich denke, es ist ein schönes Beispiel dafür, dass ich nicht unbedingt direkt beteiligt sein muss damit sozial-ökologische Standards und Aspekte in der Produktion mitgedacht werden. .

Wie würdest du eure bisherige B Corp Reise beschreiben? Wann hat sie begonnen? 

soulbottles war eine der ersten B Corps in Deutschland. 2015 haben wir bereits die erste Zertifizierung geschafft. Paul und Georg als Gründer waren von Anfang an fest entschlossen, ein Unternehmen zu schaffen, das sich positiv auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt. Die B Corp-Zertifizierung war ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass soulbottles dieses Ziel erreicht. Seit der ersten Zertifizierung in 2015 haben wir uns nicht nur stetig verbessert, sondern wir haben vieles überhaupt belegbar gemacht, z.B. mit unserer Impact-Umfrage die Wirkung der soulbottle nachgewiesen. Die B Corp Zertifizierung war dabei ein wichtiger Anstoß.  Und mit unserer letzten Rezertifizierung können wir zeigen, wie sehr wir uns verbessert haben, sodass wir nun zu den B Corps mit den höchsten erreichten Punktzahlen im BIA gehören, und somit natürlich auch eine Vorbildfunktion einnehmen. Das macht uns sehr stolz.

Was hat soulbottles damals inspiriert, die B Corp Zertifizierung anzustreben? 

soulbottles wurde vor über 10 Jahren schon mit einer nachhaltigen Vision gegründet. Wir möchten aber eben nicht nur sinnvolle und nachhaltige Produkte anbieten, sondern in allen Bereichen unseres Unternehmens eine positive Wirkung schaffen. Das BIA als externe Zertifizierung ermöglicht uns zu überprüfen, ob wir das wirklich schaffen. Genauso ist es auch bei der Gemeinwohl-Bilanzierung. Beide Zertifizierungen haben dazu geführt, erstmal überhaupt systematisch unsere Wirkung zu erfassen und zu dokumentieren.. Beispielsweise habe ich anfangs  alle Daten selber zusammengetragen, was sehr zeitintensiv war. Genauso müssen gewisse Prozesse dokumentiert werden. Diese im Nachgang abfragen ist natürlich sehr aufwändig. Mittlerweile habe ich die entsprechenden Personen, die z.B. für das Einkaufen von Essen und Büromaterialien zuständig sind, einbezogen.. Sie dokumentieren ihre Ausgaben jetzt so, dass ich sie ohne viel Zeitaufwand für die Assessments nutzen kann.  Das hat auch dazu geführt, dass ihr Bewusstsein dafür geschärft wurde, wie viele Ressourcen wir eigentlich verwenden und dass wir diese Daten sammeln und nutzen können. Was mir besonders gefällt an beiden Zertifizierungen ist, dass man in den Bewertungskriterien sieht, was das Ziel ist und wie man sich verbessern kann. Es gibt viele Anstöße, wie man etwas verändern kann, ohne sich selbst viele Gedanken machen zu müssen. Gleichzeitig ist es total schön, Teil einer Bewegung wie der B Corp Bewegung zu sein, die genauso wie wir daran glauben, dass wir eine Abkehr vom Shareholder hin zu Stakeholder-orientierung brauchen und Unternehmen eine Kraft für nachhaltigen Wandel sein müssen. Das gibt mir ein Gefühl von Wirksamkeit und Gemeinschaft.

Ihr habt in diesem Jahr bereits die dritte B Corp Rezertifizierung geschafft und von 84.1 Punkten in der ersten bis jetzt 167.5 Punkten einen enormen Sprung hingelegt. Was treibt euch und was treibt auch dich an, dich stetig weiterzuentwickeln?  

Unsere Unternehmensvision. Ich denke, viele kommen zu soulbottles, weil sie mit ihrer Arbeit wirksam sein möchten. Und unsere Organisations- und Entscheidungsstruktur ermöglicht das auch, sich einzubringen, teilhaben und mitentscheiden zu können. Ich kann mich auch in Bereichen, die nicht direkt in Arbeitsbereichen von mir sind, einbringen und werde gehört. Das gibt mir totale Sichtbarkeit, Wertschätzung und motiviert mich letztlich auch. Und zu wissen, dass die Vision auf Dauer bestehen bleibt und das Unternehmen den Mitarbeitenden gehört und sie es mitgestalten. Daher glaube ich, dass wir uns auch ohne Zertifizierung genauso entwickelt hätten. Für uns ist die Zertifizierung so wichtig, weil sie eine externe Überprüfung unserer Arbeit ist, wir uns reflektieren und sie den Anreiz gibt, die Wirkung unserer Unternehmensaktivitäten zu messen und zu überprüfen. Es macht uns extrem stolz, mit der letzten Rezertifizierung auch nochmal die Bestätigung bekommen zu haben, dass wir ein Unternehmen sind, das den richtigen Weg weist.

Wie geht es bei soulbottles weiter? Denkt ihr bereits an die nächste Sache, die ihr verbessern wollt? Könnt ihr noch nachhaltiger und verantwortlicher handeln? 

Ja, wir sind gerade schon mittendrin im nächsten großen Projekt, um soulbottles noch nachhaltiger zu machen. Mit unserer ULTRAGLASS-Kampagne sammeln wir gerade Geld, um unsere soulbottles aus Glas deutlich bruchfester und leichter zu machen.

Wie kam es zu diesem Projekt?

Paul, einer unserer Gründer, hatte schon seit ein paar Jahren die Idee im Kopf, das quasi unkaputtbare „Superfest“ Glas aus der DDR wieder zu beleben. Es ist also im Grunde keine neue Technologie, aber leider hat die Marke der Marktlogik des Westens und des Kapitalismus damals nicht standgehalten, weil Glas, was nicht kaputt geht, sich nicht wieder verkauft. Seit zwei Jahren forschen wir zusammen mit dem Keylab Glastechnologie der Universität Bayreuth und der Füller GmbH an der Entwicklung von bruchfesteren und leichteren soulbottles. Klar, es ist natürlich frustrierend, wenn man, wie auch ich, manchmal etwas tollpatschig ist und dann seine Flasche fallen lässt und sie kaputt geht. Neben der Tatsache, dass wir unseren Kund*innen eine Freude bereiten, wenn die Flasche den Sturz überlebt, geht es uns mit der ULTRAGLASS Kampagne auch darum, unser aller Mindset zu verändern und uns für langlebigere Produkte zu begeistern. Durch die Gewichtsreduktion können wir Ressourcen und Emissionen in der Glasproduktion und Transport einsparen.

Den größten ökologischen Impact hat allerdings die längere Lebensdauer. Und das möchten wir nach draußen in die Welt, genauer in die Glasindustrie bringen.

Die ULTRAGLASS – Kampagne von soulbottles läuft bis einschließlich Sonntag, 30.April 2023

Unterstützen können alle: Egal ob als Unternehmen oder als Einzelperson

ultra glass

Berlin Organics ist rezertifiziert! Unsere Fragen an Klaas Koolman

  • Umwelt & Nachhaltigkeit
  • Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Klimawandelresilienz

Bereits seit 2017 ist Berlin Organics eine zertifizierte B Cop, die unter anderem “Brainfood” aus 100% Bio-Zutaten herstellt. Seit diesem Jahr ist das Berliner Unternehmen auch zum ersten Mal rezertifiziert. Wir haben dem Gründer Klaas Koolman ein paar Fragen zum Prozess gestellt.

Unternehmen: BO Berlin Organics GmbH

Anzahl Mitarbeitende: 5

Impact Business Model: “Toxin Reduction & Remediation”

 

Anzahl Punkte vorher: 83,3 

Anzahl Punkte nachher: 85,4

 

Die Rezertifizierung findet alle drei Jahre statt. Was hat sich seit der Erstzertifizierung bei Berlin Organics in Sachen Nachhaltigkeit verändert?

In der Zwischenzeit ist es uns gelungen, eine FairWild™ Zertifizierung für unser fair und direkt gehandeltes Baobab Pulver umzusetzen. FairWild ist ähnlich wie das FairTrade-Siegel für Kaffee oder Kakao, jedoch für wild gesammelte Pflanzen, die sich nicht in Plantagen o.ä. kultivieren lassen. Der FairWild-Standard ist eine Reihe von Leitlinien, die eine dauerhafte Nutzung und das langfristige Überleben wild lebender Pflanzenarten in ihren Lebensräumen gewährleisten soll. Der FairWild-Standard besteht aus 11 Grundsätzen und 29 Kriterien, die die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen an eine nachhaltige Wildsammlung berücksichtigen. Der FairWild Standard wird von der FairWild Foundation umgesetzt und kontrolliert. Als Unternehmen können wir mit der Zertifizierung bei Berlin Organics die Nachhaltigkeit unseres direkt und fair gehandelten Baobab Pulvers belegen.

Ihr habt jetzt mehr Punkte als zuvor. Welche Maßnahmen stechen besonders hervor, durch die ihr nun mit mehr Punkten zertifiziert seid?

Letztlich gibt es nicht DIE eine Maßnahme, die besonders hervorsticht. Es handelt sich hier eher um inkrementelle Verbesserungen in unterschiedlichen Bereichen. So zum Beispiel im Impact Business Model, welches den direkten Handel mit Baobab und der Verwendung des direkt gehandelten Baobab-Pulvers aus Simbabwe in den meisten unserer Produkte anerkennt.

Mit wie viel Vorlauf habt ihr den Prozess zur Rezertifizierung vorbereitet? 

Wir hatten die Rezertifizierung mit einigen Wochen Vorlauf vorbereitet. Die gesamte Rezertifizierung hat dann – teilweise verlangsamt durch die zusätzlichen Herausforderungen der Corona-Krise – dieses Mal einige Monate in Anspruch genommen.

Was war das Schwierigste im Prozess?

Wir würden den Rezertifizierungsprozess nicht unbedingt als schwierig bezeichnen. Die eigentliche Herausforderung liegt – zumindest für uns als kleines Team – darin, die nötigen zeitlichen Ressourcen bereitzustellen und der Rezertifizierung parallel zum Tagesgeschäft, genug Zeit einzuräumen.

War die Rezertifizierung schwieriger als die Erstzertifizierung und wenn ja, warum?

Das würden wir so nicht sagen. Sofern man in der Erstzertifizierung bereits persönlich beteiligt war, ist die Rezertifizierung ggf. sogar etwas einfacher, da man den Prozess und die Fragen schon kennt und auch zu vielen Bereichen ggf. entsprechende Daten zur Hand hat.

 

Welchen Tipp würdet ihr anderen B Corps geben, für die demnächst die Rezertifizierung vor der Tür steht?

Wie immer mit Spaß an die Sache herangehen und vielleicht den oder diejenige*n, die bei der Erstzertifizierung mitgewirkt hat, auch bei der Rezertifizierung wieder ins Boot holen. Das macht den Prozess effektiver.

 

Mehr unter: https://www.berlinorganics.de/

 

Über Berlin Organics

Natural Ingredients. Premium Happiness – dafür stehen wir bei Berlin Organics.

Wir glauben daran, dass die Natur alles bietet, was wir für eine gesunde Ernährung brauchen – ganz ohne künstliche Vitamine und Pillen. Wir bieten ein breites Sortiment unterschiedlicher Brainfoods, die genau diesem Prinzip folgen.

Von gesunden Snacks und funktionalen Vitaldrinks für eine bessere Leistungsfähigkeit im Beruf oder Studium, bis hin zu veganen Proteinen und Superfood Pulvern. Eben richtiges Performance Food für Kopf und Körper – Wir setzen dabei auf die Kombination von natürlichen Vitaminen, Adaptogenen, Vitalpilzen und Superfoods.

Alle unsere Produkte sind Bio, vegan und frei von Zusätzen.

Sympatex: Collaboration and Innovation in the Circular Economy

  • Groß- & Einzelhandel
  • Umwelt & Nachhaltigkeit
  • Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
  • Kreislaufwirtschaft

“Unser primärer Strategiefokus ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und dieses Ziel ist sogar höher gewichtet als kurzfristige finanzielle Vorteile”

Sympatex wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal in der Kategorie Umwelt als “Best for the World” ausgezeichnet. Wir stellen Rüdiger Fox, CEO bei Sympatex, 5 Fragen dazu und erfahren u.a. warum Wettbewerb nicht mehr funktionieren kann und warum es eine gute Idee war, das Unternehmen 2016 für einen Tag zu schließen.

 

Was hat aus Deiner Sicht zu dieser Auszeichnung geführt? Was repräsentiert die hohe Punktzahl in der Kategorie?

Wir haben bei Sympatex das Thema Nachhaltigkeit als Unternehmensziel festgelegt. Wir stehen dafür ein, dass jedes Unternehmen seine Ziele in einem größeren sozial-ökonomischen System in dieser komplexen Welt betrachten muss. Insofern ist unser primärer Strategiefokus auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und dieses Ziel ist sogar höher gewichtet als kurzfristige finanzielle Vorteile.

 

Ihr habt in der Kategorie zudem mehrere Impact Business Models. Kannst Du kurz beschreiben, was diese bedeuten und ausmachen?

Wir haben festgestellt, dass wir als Anbieter einer Polyestermembran das fehlende Element in der Textilindustrie im Bereich Kreislauftextilien sind. Polyester macht 80% der Synthetik-Materialien unserer Industrie aus.

Wir können Produkte über unsere Monomaterial-Strategie schon so vorbereiten, dass sie am Ende ihres Lebens einfach recycled werden können. Und das war auch der Kern sämtlicher Innovationsthemen und Entwicklungsprojekte der letzten Jahre. Wir geben unseren Kunden dadurch die Möglichkeit sich heute schon auf die Kreislaufwirtschaft einzustellen.

 

Welchen konkreten Impact habt ihr mit den Maßnahmen in dieser Kategorie erreichen können? Worauf seid ihr besonders stolz?

Wir haben bereits 2016 ein Konsortium gegründet, deren Mitglieder die Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie repräsentieren – Wear2Wear. Alle Partner haben über fünf Jahre daran gearbeitet, dass Kreislaufwirtschaft bereits heute in der Textilindustrie möglich ist.

Wir haben letztes Jahr auf der ISPO in München eine Jacke vorgestellt, auf die wir ganz besonders stolz sind: Eine komplett aus Alttextilien hergestellte Jacke. Wir haben damit den Beweis geführt, dass Kreislaufwirtschaft möglich ist. Wir haben eine Referenz geschaffen, an der sich die neue EU Gesetzgebung orientieren kann. Es ist somit keine Theorie mehr, sondern fassbare Realität.

 

Ohne wen wäre die Auszeichnung nicht möglich gewesen?

Ich glaube die Strategie konnte nur Realität werden, weil sie von allen Mitarbeitern gemeinsam ermöglicht wurde und damit Leitgedanke für alle Aktivitäten in allen Bereichen ist.

Es wurde nichts von oben nach unten gesteuert, sondern jegliche Veränderung konnte von unten nach oben in der Organisation wachsen und somit können sich auch alle mit den Ergebnissen identifizieren. Und dabei war entscheidend, dass wir 2016 als Kernstrategie „We are closing the loop, together“ gemeinsam mit allen Mitarbeitern entwickelt haben.

Dafür haben wir damals das Unternehmen für einen Tag geschlossen und gemeinsam das Fundament erarbeitet. Hätten wir das nicht gemacht, wäre es vermutlich fragmentarisch geworden oder nur ein bisschen Greenwashing. So ist es tatsächlich eine Realität, die in alle Bereiche des Unternehmens automatisch einfließt. Jeder versucht, schon fast auf eine natürliche Art und Weise, das Unternehmen jeden Tag ein Stückchen mehr in die Richtung zu bringen, in die sich unsere Industrie ganzheitlich hin entwickeln muss.

 

Abschließend, was sind 3 Wörter, die für Dich die B Corp-Bewegung ausmachen?

 Mut.

… weil diejenigen, die sich der Bewegung anschließen, nicht nur die sind, die erkannt haben, dass sich Dinge ändern müssen, sondern auch den Mut haben, entgegen von Widerständen und Kritik, sie auch tatsächlich umzusetzen.

 

Realistisch.

…weil es tatsächlich durch die Umsetzung in den Unternehmen nicht eine Moraltheorie ist! In Realität beweist jedes B Corp-Unternehmen jeden Tag neu, dass eine andere Form des Wirtschaftens auch ein Erfolgsmodell ist. Dabei widersprechen Nachhaltigkeit und soziale Verträglichkeit in keinem Fall wirtschaftlichem Erfolg – beides kann im Gleichklang laufen.

 

Kollaborativ.

…weil jeder, der sich mit der Kreislaufwirtschaft auseinandersetzt feststellen wird, dass in einem Wirtschaftssystem, bei dem jeder gleichzeitig Kunde und Lieferant ist, Wettbewerb gar nicht mehr funktionieren kann. Und insofern ist B Corp der Upgrade dessen, was Wirtschaft bedeuten kann und daher ein Beispiel dafür, wie die Zukunft aussehen wird.

 

Über Sympatex

Als einer der weltweit führenden Anbieter ist Sympatex® seit 1986 Synonym für Hightech-Funktionsmaterialien in Bekleidung, Schuhen, Accessoires und technischen Anwendungsbereichen. Sympatex entwickelt, produziert und vertreibt gemeinsam mit ausgewählten Partnern weltweit Membrane, Laminate und Funktionstextilien sowie Fertigfabrikate. Die Technologien und Prozesse basieren auf dem Prinzip von ökologischer Verantwortung und Nachhaltigkeit unter besonderer Berücksichtigung eines minimierten Carbon Footprints. Sympatex ist weltweit mit Verkaufsbüros und Niederlassungen vertreten.

Mehr Informationen auf www.sympatex.com

Über “Best for the World™

Jedes Jahr zeichnet B Lab die leistungsstärksten B Corps aus. “Best for the World” lautet die Auszeichnung für ein B Corp-zertifiziertes Unternehmen, wenn es in einem der fünf Wirkungsbereiche – Gemeinschaft, Kunden, Umwelt, Unternehmensführung und Mitarbeitende – zu den weltweit besten 5 % in ihrer jeweiligen Größengruppe gehören. Diese Unternehmen beweisen, dass sie erfolgreich die drei Säulen der Nachhaltigkeit integriert haben und als “die Besten für die Welt” eine Vorreiterrolle in einer Bewegung einnehmen, die die Transformation der Wirtschaft zu einer einer Stakeholder-orientierten und inklusiven Wirtschaft vorantreibt.

Dieses Interview erschien zuvor auf Karry Schwettmann’s Blog