Zentek: Eine Fallstudie über den erfolgreichen Erhalt der B Corp-Zertifizierung durch interne Einbindung

  • Abfallwirtschaft & Recycling
  • Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
  • Ökologische Nachhaltigkeit
  • Fallstudie

Diese Fallstudie zur B-Corp-Zertifizierung von Zentek enthält wertvolle Erkenntnisse über die erfolgreiche Einbindung von Stakeholdern und Teamarbeit auf dem Weg des Unternehmens zur zertifizierten B Corporation.

zentek

Über Zentek

Zentek wurde 1995 als Gemeinschaft führender mittelständischer Entsorgungsunternehmen in Deutschland gegründet und agiert konzernunabhängig. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Entsorgungssysteme und Abfallmanagement und entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen in ganz Deutschland.

Im Oktober 2023 erhielt Zentek die B Corp-Zertifizierung, die auf einem partizipativen Ansatz beruht. Auf dem Weg zur B Corp förderte das Unternehmen sein Engagement für Umweltschutz effektiv, indem es eine breite interne Beteiligung an Nachhaltigkeitsthemen aus dem B Impact Assessment (BIA) anregte.

Die Rolle des Impacts bei Zentek

Als Unternehmen in der Abfallentsorgungs- und Recyclingbranche setzt Zentek das Konzept der Kreislaufwirtschaft täglich in die Praxis um und ist in allen Dienstleistungen nachhaltig positioniert. Das Unternehmen strebt eine vollständige Materialrückgewinnung und damit hochwertiges Recycling an und unterstützt seine Kunden auf dem Weg zu nachhaltigen Verpackungen und geschlossenen Kreislauflösungen. Durch die Vernetzung mit Universitäten und Arbeitsgruppen sowie die Unterstützung von Forschungsprojekten zur Ressourcenschonung engagiert sich das Unternehmen für die Transformation hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Christoph Heller
Christoph Heller, Geschäftsführung
Zentek

„Es war uns wichtig, einen Schritt weiter zu gehen und unsere ökologische und soziale Nachhaltigkeitsleistung als Unternehmen kritisch überprüfen zu lassen. Mit der Zertifizierung ist es uns gelungen, sowohl intern als auch extern zu zeigen, wie differenziert unser Ansatz zur Nachhaltigkeit ist, und wir konnten eine langfristige Nachhaltigkeitsstruktur etablieren, die auf kontinuierliche Verbesserung abzielt.“

Laut Zentek haben während des Zertifizierungsprozesses alle gelernt, dass Nachhaltigkeit viel mehr als nur ‚grün‘ ist und dass ein ganzheitlicher und weitsichtiger Ansatz unerlässlich ist. Der Entsorgungsdienstleister ist sich der Herausforderungen der Zeit und der Branche bewusst und konnte mit B Corp eine Grundlage schaffen, um auf kommende gesetzliche Regelungen (wie die CSRD) zu reagieren und seine Kunden als kompetenter Partner zu unterstützen.

Sabine Tachl
Sabine Tächl, Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements
Zentek

„Für uns bedeutet Nachhaltigkeit vor allem eines: anfangen. Egal wie groß oder klein der eigene Beitrag oder der des Unternehmens sein mag – jeder Schritt zählt. Nachhaltigkeit umfasst viele Themen und von niemandem wird erwartet, sofort eine große Wirkung zu erzielen: Der eine investiert in eine Solaranlage, der andere nutzt öffentliche Verkehrsmittel und wieder ein anderer repariert kaputte Geräte. Es gibt auch überall blinde Flecken. Es ist wichtig, sich dieser Schwächen bewusst zu sein und zu wissen, wie man damit umgeht.“

B Corp-Zertifizierung: ein gemeinschaftliches Vorgehen

Im Spätsommer 2022 gründete Zentek ein B Corp-Team mit Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen – Nachhaltigkeitsmanagement, Vertrieb, Personal, Finanzen, Qualitätsmanagement, Recht, Marketing, Design und Geschäftsführung – das sich regelmäßig traf, um den Umgang mit dem B Impact Assessment zu reflektieren, zu hinterfragen und zu optimieren. Das B Impact Assessment (BIA) ist eine kostenlose, vertrauliche Plattform, die entwickelt wurde, um den positiven Einfluss eines Unternehmens auf seine Mitarbeiter, die Gemeinschaft, die Kunden und die Umwelt zu messen und zu steuern. Jedes Unternehmen, das eine B Corp-Zertifizierung anstrebt, muss eine verifizierte Bewertung durchlaufen. Von Anfang an war Zentek überzeugt, dass das umfangreiche Thema der Unternehmensnachhaltigkeit nicht isoliert von Nachhaltigkeitsmanagern behandelt werden sollte, sondern dass es eine möglichst breite Diskussion erfordert und daher eine Vielzahl von Abteilungen in ihrem B Corp-Team vertreten sein sollten.

Das Team entschied sich für ein agiles Prozessmanagement basierend auf Scrum und arbeitete in Sprints. Aus heutiger Sicht sind die Mitglieder überzeugt, dass dieser strukturierte Ansatz zur B Corp-Zertifizierung und die aufschlussreichen Retrospektiven, die ihnen zeigten, wie sie ihre Ziele besser und schneller erreichen konnten, entscheidend waren. Rückblickend erinnert sich das Team, wie sie nach den ersten Wochen der Auseinandersetzung mit dem B Impact Assessment von der Vielfalt und Tiefe der Themen leicht überfordert waren und bis zu diesem Zeitpunkt nur kleine Fortschritte gemacht hatten, was ernüchternd wirkte. Große Aufgaben mussten in kleinere Teilaufgaben zerlegt werden. Das Projekt erforderte eine gründliche Untersuchung der Unternehmensauswirkungen und die Einbeziehung möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen.

Obwohl Zentek von Anfang an intern und extern regelmäßig über die Fortschritte im Zertifizierungsprozess kommuniziert hatte, wurde es zum neuen Fokus, B Corp zu einer gemeinsamen Aufgabe zu machen, an der alle Mitarbeiter teilhaben konnten. Anstatt notwendige Änderungen nur auf Managementebene zu durchdenken und vorzuschreiben (Top-down), sollten alle Kolleginnen und Kollegen die Veränderungen selbst mitgestalten können (Bottom-up). Folglich bedeutete dies, allen die Angst vor der Komplexität von B Corp zu nehmen, Inhalte und Themen Schritt für Schritt aufzubereiten und sie so konkret wie möglich zu präsentieren. Es dauerte nicht lange, bis sich das Team in seiner Strategie bestätigt fühlte, da sie sahen, dass sie deutlich mehr Aufgaben in einem Sprint erledigen konnten als zuvor.

Sabine Tachl
Sabine Tächl, Leiterin Nachhaltigkeitsmanagement
Zentek

„Da wir alle nach der Zertifizierung stolz sagen wollten, dass wir eine B Corp sind, war es wichtig, dass alle Mitarbeiter genau wussten, worum es geht und aktiv dazu beitragen konnten. Dieses Gemeinschaftsgefühl und die wachsende Identifikation mit den Werten von B Corp auf allen Seiten wirkten als echte Verstärker.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die regelmäßige interne und externe Kommunikation mit Fortschrittsupdates, Erläuterungen zu B Corp und Einblicken oder Ratschlägen von anderen B Corps. Dies trug enorm zur Entwicklung von Verständnis, Begeisterung und vollem Engagement unter den Mitarbeitern bei. Das Team setzte wiederholt auf Mitmach-Aufrufe und Umfragen sowie auf Workshops und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen aus dem BIA. So konnte die Belegschaft zahlreiche nachhaltige Maßnahmen umsetzen und dadurch nicht nur den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens reduzieren, sondern gemeinsam den Handabdruck vergrößern.

Kim Weber
Kim Weber, Marketing & Kommunikation
Zentek

„Unsere Kollegen sind begeistert von unserer Nachhaltigkeitsreise und engagieren sich auf vielfältige Weise, weil sie wissen, dass sie etwas bewirken können.“

Als ein Beispiel erwies sich die interaktive Inhouse-Ausstellung über B Corp als besonders effektives Kommunikationsmittel, das den Mitarbeitern ein besseres Verständnis von B Corp ermöglichte. Es gab Stände, an denen man mehr über die fünf Wirkungsdimensionen – Mitarbeiter, Kunden, Gemeinschaften, Umwelt und Unternehmensführung – erfahren konnte. Zusätzlich konnten sich die Mitarbeiter an praktischen Aktivitäten und Wettbewerben beteiligen, es gab eine Feedback-Ecke als Raum für Kritik, Wünsche und Vorschläge sowie Vorträge über Errungenschaften und Videos mit Einblicken in die B Corp-Reisen anderer Unternehmen. Abgerundet wurde das Ganze durch Snacks von zertifizierten B Corps, um das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum und das B Corp-Label zu schärfen. Mit dieser Maßnahme konnte laut Zentek die Begeisterung für B Corp und das Engagement der Belegschaft, zur nachhaltigen Transformation beizutragen, weiter gestärkt werden.

Die Reise der kontinuierlichen Verbesserung

Mit einem beeindruckenden Impact-Score von 99,9 Punkten übertraf Zentek die Erwartungen und führt die erfolgreiche Zertifizierung auf die bedeutende Beteiligung seiner Belegschaft zurück. Wie bei jedem B Corp wird Zentek alle drei Jahre eine Rezertifizierung durchlaufen müssen, um das kontinuierliche Engagement des Unternehmens für positive Wirkung zu beweisen. Das Zentek-Team ist motiviert, seine sorgfältigen Bemühungen für Zenteks Rezertifizierung aufrechtzuerhalten und weiter zu verbessern.

Ralf Lang
Ralf Lang, Personal
Zentek

„Wir konnten die vielen großen und kleinen Dinge auflisten, die wir erreicht haben – von zahlreichen Energiesparmaßnahmen über noch nachhaltigere Kriterien in der Beschaffung und das Gründen eines Diversity-Teams bis hin zu einer Reihe neuer Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement. In vielen Bereichen des Unternehmens wurden entscheidende Grundlagen gelegt und neue Strukturen geschaffen, von denen aus es nun unsere Aufgabe ist, das volle Potenzial auszuschöpfen.“

Mit Hilfe eines Screening-Tools für Entsorgungsunternehmen möchte Zentek in Zusammenarbeit mit seinen Entsorgungspartnern noch mehr positive Wirkung erzielen und durch die Erfassung des Materialrecyclings den Unternehmenszielen näherkommen. Ebenso blickt das Unternehmen in Bezug auf die Personalarbeit nach vorn, mit der Einführung eines standardisierten Feedback-Prozesses und neuen Führungskräftetrainings, die auf positive Veränderungen abzielen. Ein weiteres Highlight ist die kürzlich erfolgte Implementierung etablierter Prozesse in verschiedenen Geschäftsbereichen, die die Messung der Auswirkungen auf Stakeholder erleichtern. Dies ermöglichten eine kontinuierliche Überwachung und eine fundierte Berücksichtigung der Stakeholder-Auswirkungen bei zukünftigen Entscheidungen.

Kim Weber
Kim Weber, Marketing & Kommunikation
Zentek

„Insgesamt fühlen wir uns auch in unserer Entscheidung bestätigt, aus unserem Zertifizierungsprozess keine Black Box zu machen, sondern regelmäßig und transparent mit unseren Kollegen und der Öffentlichkeit zu teilen, mit welchen Themen wir uns beschäftigen, welchen Herausforderungen wir gegenüberstehen und welche Fortschritte wir schließlich gemacht haben. Kein Unternehmen ist perfekt – überall gibt es Potenzial. Wir denken, es ist wichtig, ehrlich darüber zu sein und offen über mögliche Misserfolge zu sprechen, denn der Weg ist das Ziel. So konnten wir bereits einige neue Teamplayer gewinnen, die unseren Weg verfolgt haben und bereit sind, uns bei der Förderung einer nachhaltigeren Wirtschaft zu unterstützen, was großartig ist.“

Erkenntnisse aus dem B Corp-Zertifizierungsprozess

  • #1

    Beteiligung fördern

    Vielfältige Möglichkeiten für Mitarbeiter bieten, Teil der B Corp-Reise zu sein und den Wandel mitzugestalten! Dies können Umfragen, Quiz, Schulungen, Workshops und interaktive Inhouse-Veranstaltungen umfassen, um die Teilnahme und Begeisterung zu fördern.

  • #2

    Balance zwischen Struktur und Flexibilität

    Wenn Aufgaben zu groß erscheinen, sollten sie in kleinere, besser handhabbare Teilaufgaben zerlegt werden, die auf mehrere Personen verteilt werden können! Agiles Prozessmanagement wie Scrum kann hierfür den richtigen Rahmen bieten.

  • #3

    Den Weg der kontinuierlichen Verbesserung annehmen

    B Corp ist ein beeindruckendes Label, aber es ist die Arbeit auf dem Weg dorthin, die die meiste Anerkennung verdient! Für eine nachhaltige Transformation muss man nicht perfekt sein. Indem man Mitarbeiter frühzeitig einbezieht, kann man die Angst vor Veränderungen in Energie für eine größere Wirkung umwandeln. Transparente Kommunikation, die lange vor der Zertifizierung beginnt, fördert das interne Verständnis und Engagement und erleichtert wertvolle externe Kontakte und Ratschläge.

ULTRAGLASS – Wie soulbottles den Markt für Glasflaschen verändern will

  • Abfallwirtschaft & Recycling
  • Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Innovation für Impact

Ein Interview mit Katharina Bruns, Impact Managerin bei soulbottles.

Katharina Bruns

Hallo Kathi, was ist die Vision von soulbottles? 

soulbottles sind nachhaltige, wiederbefüllbare Trinkflaschen aus Glas und Edelstahl, die durch ihr schönes Design Menschen motivieren, mehr Leitungswasser zu konsumieren und dabei jede Menge CO2, Plastik und Geld zu sparen. Und mit jeder soulbottle fließt 1 € an unser WASH’n’soul-Projekt in Lusaka, Sambia. Und unsere Vision bei soulbottles? Ich kann sie gerne einmal zitieren: Alle Menschen handeln sozial-ökologisch nachhaltig, ohne den Planeten unnötig zu belasten, und alle Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Das Schöne ist, dass wir mit unseren Glasflaschen genau an dieser Vision täglich arbeiten und sie begleitet uns bei allen Entscheidungen, die wir treffen und motiviert uns jeden Tag.

Wie würdest du deine Rolle bei soulbottles beschreiben?

Meine Aufgabe als Impact Managerin besteht darin, den Einfluss unseres Unternehmens auf die Umwelt und die Menschen zu messen, zu analysieren und zu minimieren. Hierbei ist auch die B-Corp-Zertifizierung und die Gemeinwohl-Bilanzierung ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Zusätzlich betreue ich unser WASH’n’soul-Projekt in Sambia.

Welche Meilensteine hast du in deiner Zeit bei soulbottles bereits erreicht? Was macht dich glücklich, wenn du auf deine bisherige Zeit zurückblickst?

Ich bin jetzt seit knapp 5 Jahren ein Teil von soulbottles. Einer meiner ersten Meilensteine war die Durchführung einer Impact-Umfrage.. Wir wollten herausfinden, ob wir mit den soulbottles wirklich Menschen dazu motivieren können, mehr Leitungswasser zu trinken und weniger Plastikflaschen zu verwenden. Wir konnten mit Hilfe der Umfrage belegen, dass Menschen mit soulbottles mehr Leitungswasser trinken und auch in anderen Lebensbereichen nachhaltiger handeln, was uns sehr gefreut hat. Vorher war dies ja vor allem eine Annahme und Vermutung aus eigener Erfahrung und Kund*innenfeedback.

Ein anderes Projekt, auf das ich besonders stolz bin, ist unser WASH’n’soul Projekt. Seit unserer Gründung fließt ein Euro pro verkaufter soulbottle in Trinkwasserprojekte, seit 2021 arbeiten wir zusammen mit Viva con Agua und BORDA sogar an unserem eigenen Projekt. Das Projekt ist besonders, da wir erstmals richtig in der Projektentwicklung involviert sind und so die Möglichkeit hatten, unsere Herzensthemen zusammenzubringen: Zugang zu sauberem Trinkwasser, Abfallmanagementlösungen, Förderung von social entrepreneurs und Klimaschutz. Die vier Komponenten sind alle miteinander verknüpft und tragen zueinander bei.

Was würdest du sagen, unterscheidet soulbottles von anderen Unternehmen? 

Ich glaube, es ist vor allem die intrinsische Motivation, nachhaltig zu sein, die wir alle haben. Nachhaltigkeit ist in unserer DNA verankert  und nicht nur ein daher gesagter Slogan. Wir denken immer daran, wie wir unsere Prozesse und Entscheidungen nachhaltiger gestalten können. Das führt auch dazu, dass wir als Team noch enger zusammenarbeiten und uns auf ein gemeinsames Ziel konzentrieren. Das Gefühl ist echt schön, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo alle mitdenken und es auch normal ist, dass jeder und jede Verantwortung übernimmt und ich als Impact Managerin nicht allein diejenige bin, die schaut, ob wir bei unseren Entscheidungen im Sinne des Wohls aller handeln. Und dass das Unternehmen in 2018 in Verantwortungseigentum gegeben wurde, ich finde das ist tatsächlich das krasseste, was du machen kannst. Man könnte das Unternehmen auch verkaufen und sich gut auszahlen lassen, aber es quasi an die Mitarbeitenden zu geben und die Vision von soulbottles für immer festzuhalten gibt mir und ich denke auch meinen Kolleg*innen Motivation und das Vertrauen, dass die Richtung einbehalten wird und niemand nur persönlich finanziell profitiert.

Kannst du ein Beispiel geben, wo es sich bemerkbar macht, dass jede/r bei soulbottles nach dem Leitbild eurer Vision entscheidet?

Ja klar. Zum Beispiel war ich zu Beginn nicht direkt in die Produktion unserer Stahlflaschen in China involviert. Stattdessen hat sich das Einkaufs- und Business-Development-Team auf die Suche nach einer für uns passenden Produktionsfirma gemacht. Das Team hat zahlreiche Produktionsstätten in China besuchti und sich am Ende bewusst einen vergleichsweise kleinen Familienbetrieb entschieden, in dem noch nicht alles unseren Standards entspricht. Für das Team war die Bereitschaft, sich gemeinsam auf den Weg hin zu einer nachhaltigeren Produktion zu machen ausschlaggebend. So erhoffen wir uns, den größtmöglichen Impact zu haben. Es ist bei weitem noch nicht alles perfekt, so wie vieles ist es ein Prozess und wir gehen Dinge zusammen nach und nach an. Zuerst haben wir die low-hanging fruits umgesetzt, v.a. im Bereich Brandschutz: Brandschutzwege klar erkenntlich machen, Feuerlöscher korrekt installieren, Schulungen der Mitarbeitenden mit unserem Partner sustify. Dann kamen komplexere Themen und wo unsere Expertise nicht mehr ausreichte. Daher haben wir TAOS als Partner an Bord geholt, die sich mit den lokalen Gesetzen und Gegebenheiten in China auskennen. Jetzt bin ich mittlerweile zusammen mit meinem Kollegen Julian aus dem Einkauf stark in das Projekt involviert. e, Ich denke, es ist ein schönes Beispiel dafür, dass ich nicht unbedingt direkt beteiligt sein muss damit sozial-ökologische Standards und Aspekte in der Produktion mitgedacht werden. .

Wie würdest du eure bisherige B Corp Reise beschreiben? Wann hat sie begonnen? 

soulbottles war eine der ersten B Corps in Deutschland. 2015 haben wir bereits die erste Zertifizierung geschafft. Paul und Georg als Gründer waren von Anfang an fest entschlossen, ein Unternehmen zu schaffen, das sich positiv auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirkt. Die B Corp-Zertifizierung war ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass soulbottles dieses Ziel erreicht. Seit der ersten Zertifizierung in 2015 haben wir uns nicht nur stetig verbessert, sondern wir haben vieles überhaupt belegbar gemacht, z.B. mit unserer Impact-Umfrage die Wirkung der soulbottle nachgewiesen. Die B Corp Zertifizierung war dabei ein wichtiger Anstoß.  Und mit unserer letzten Rezertifizierung können wir zeigen, wie sehr wir uns verbessert haben, sodass wir nun zu den B Corps mit den höchsten erreichten Punktzahlen im BIA gehören, und somit natürlich auch eine Vorbildfunktion einnehmen. Das macht uns sehr stolz.

Was hat soulbottles damals inspiriert, die B Corp Zertifizierung anzustreben? 

soulbottles wurde vor über 10 Jahren schon mit einer nachhaltigen Vision gegründet. Wir möchten aber eben nicht nur sinnvolle und nachhaltige Produkte anbieten, sondern in allen Bereichen unseres Unternehmens eine positive Wirkung schaffen. Das BIA als externe Zertifizierung ermöglicht uns zu überprüfen, ob wir das wirklich schaffen. Genauso ist es auch bei der Gemeinwohl-Bilanzierung. Beide Zertifizierungen haben dazu geführt, erstmal überhaupt systematisch unsere Wirkung zu erfassen und zu dokumentieren.. Beispielsweise habe ich anfangs  alle Daten selber zusammengetragen, was sehr zeitintensiv war. Genauso müssen gewisse Prozesse dokumentiert werden. Diese im Nachgang abfragen ist natürlich sehr aufwändig. Mittlerweile habe ich die entsprechenden Personen, die z.B. für das Einkaufen von Essen und Büromaterialien zuständig sind, einbezogen.. Sie dokumentieren ihre Ausgaben jetzt so, dass ich sie ohne viel Zeitaufwand für die Assessments nutzen kann.  Das hat auch dazu geführt, dass ihr Bewusstsein dafür geschärft wurde, wie viele Ressourcen wir eigentlich verwenden und dass wir diese Daten sammeln und nutzen können. Was mir besonders gefällt an beiden Zertifizierungen ist, dass man in den Bewertungskriterien sieht, was das Ziel ist und wie man sich verbessern kann. Es gibt viele Anstöße, wie man etwas verändern kann, ohne sich selbst viele Gedanken machen zu müssen. Gleichzeitig ist es total schön, Teil einer Bewegung wie der B Corp Bewegung zu sein, die genauso wie wir daran glauben, dass wir eine Abkehr vom Shareholder hin zu Stakeholder-orientierung brauchen und Unternehmen eine Kraft für nachhaltigen Wandel sein müssen. Das gibt mir ein Gefühl von Wirksamkeit und Gemeinschaft.

Ihr habt in diesem Jahr bereits die dritte B Corp Rezertifizierung geschafft und von 84.1 Punkten in der ersten bis jetzt 167.5 Punkten einen enormen Sprung hingelegt. Was treibt euch und was treibt auch dich an, dich stetig weiterzuentwickeln?  

Unsere Unternehmensvision. Ich denke, viele kommen zu soulbottles, weil sie mit ihrer Arbeit wirksam sein möchten. Und unsere Organisations- und Entscheidungsstruktur ermöglicht das auch, sich einzubringen, teilhaben und mitentscheiden zu können. Ich kann mich auch in Bereichen, die nicht direkt in Arbeitsbereichen von mir sind, einbringen und werde gehört. Das gibt mir totale Sichtbarkeit, Wertschätzung und motiviert mich letztlich auch. Und zu wissen, dass die Vision auf Dauer bestehen bleibt und das Unternehmen den Mitarbeitenden gehört und sie es mitgestalten. Daher glaube ich, dass wir uns auch ohne Zertifizierung genauso entwickelt hätten. Für uns ist die Zertifizierung so wichtig, weil sie eine externe Überprüfung unserer Arbeit ist, wir uns reflektieren und sie den Anreiz gibt, die Wirkung unserer Unternehmensaktivitäten zu messen und zu überprüfen. Es macht uns extrem stolz, mit der letzten Rezertifizierung auch nochmal die Bestätigung bekommen zu haben, dass wir ein Unternehmen sind, das den richtigen Weg weist.

Wie geht es bei soulbottles weiter? Denkt ihr bereits an die nächste Sache, die ihr verbessern wollt? Könnt ihr noch nachhaltiger und verantwortlicher handeln? 

Ja, wir sind gerade schon mittendrin im nächsten großen Projekt, um soulbottles noch nachhaltiger zu machen. Mit unserer ULTRAGLASS-Kampagne sammeln wir gerade Geld, um unsere soulbottles aus Glas deutlich bruchfester und leichter zu machen.

Wie kam es zu diesem Projekt?

Paul, einer unserer Gründer, hatte schon seit ein paar Jahren die Idee im Kopf, das quasi unkaputtbare „Superfest“ Glas aus der DDR wieder zu beleben. Es ist also im Grunde keine neue Technologie, aber leider hat die Marke der Marktlogik des Westens und des Kapitalismus damals nicht standgehalten, weil Glas, was nicht kaputt geht, sich nicht wieder verkauft. Seit zwei Jahren forschen wir zusammen mit dem Keylab Glastechnologie der Universität Bayreuth und der Füller GmbH an der Entwicklung von bruchfesteren und leichteren soulbottles. Klar, es ist natürlich frustrierend, wenn man, wie auch ich, manchmal etwas tollpatschig ist und dann seine Flasche fallen lässt und sie kaputt geht. Neben der Tatsache, dass wir unseren Kund*innen eine Freude bereiten, wenn die Flasche den Sturz überlebt, geht es uns mit der ULTRAGLASS Kampagne auch darum, unser aller Mindset zu verändern und uns für langlebigere Produkte zu begeistern. Durch die Gewichtsreduktion können wir Ressourcen und Emissionen in der Glasproduktion und Transport einsparen.

Den größten ökologischen Impact hat allerdings die längere Lebensdauer. Und das möchten wir nach draußen in die Welt, genauer in die Glasindustrie bringen.

Die ULTRAGLASS – Kampagne von soulbottles läuft bis einschließlich Sonntag, 30.April 2023

Unterstützen können alle: Egal ob als Unternehmen oder als Einzelperson

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